Bevor man eine Dachbegrünung anlegen kann, muss man einige baurechtliche Gesichtspunkte beachten. Die Tragfähigkeit bzw. die Statik muss, genauso wie eine Baugenehmigung, gegeben sein. Hinzu kommt, dass das Dach abgedichtet und druckfest sein muss. Außerdem ist nicht jedes Dach für eine Begrünung geeignet. Hat das Schrägdach einen höheren Neigungswinkel als 45°, kann aus bau-& vegetationstechnischen Gründen keine Dachbegrünung erfolgen. Ab einer Dachneigung von 5° muss man für ein höheres Wasserspeichervermögen sorgen und ab 15° muss das Substrat stabilisiert und das Abrutschen des Substrats verhindert werden.
Ein paar negative Aspekte bringt die Dachbegrünung natürlich auch mit sich. Zum einen hat die Begrünung einen hohen Bau- und Kostenaufwand, aber teilweise auch einen hohen Pflegeaufwand.
Neben den Nachteilen überwiegen aber die vielen Vorteile. Eine Dachbegrünung schützt nochmal zusätzlich die Dachabdichtung vor Beschädigungen. Dazu wertet sie die sonst nicht nutzbare Fläche auf und verbessert das (Klein-) Klima. Sie dient als ökologische Ausgleichsfläche, bietet vielen Insekten einen Lebensrau und steigert somit die Biodiversität. Außerdem bindet sie Staub und Schadstoffe aus der Luft und produziert Sauerstoff. Durch die Wasserspeichersysteme wird viel Regenwasser zurückgehalten und bei Starkregen wird die Ablaufrate minimiert.
Grundsätzlich kann man die Dachbegrünung in zwei verschiedene Arten unterteilen. Bei der extensiven Dachbegrünung liegt eine naturnah gestaltete Vegetationsform mit Pflanzen, welche besonders Regenerationsfähig sind und sich an extreme Standortbedingungen anpassen können, die selbst erhaltend ist vor. Es entsteht nur ein geringer Pflegeaufwand, da hauptsächlich Moose, Sukkulenten, Kräuter und Gräser gepflanzt werden. Anders als bei der extensiven Dachbegrünung kann man bei einer intensiven Dachbegrünung Stauden, Gräser, kleinere Gehölze und Rasenflächen anpflanzen. Hierbei entsteht eine intensive Pflege mit einer regelmäßigen Wasser- und Nährstoffversorgung.
Generell kann man einen allgemeine Schichtenaufbau festlegen. Zu Beginn verlegt man eine Trennlage, welche die Dacheindichtung von der Dachbegrünung trennt und die Dachabdichtung vor Zug- und Scherkräften schützt. Danach kommt die Wurzelschutzfolie, welche das Eindringen von Wurzeln und ggfs. in die Dachkonstruktion vermeidet. Darüber verlegt man ein Schutz- und Speichervlies, dieses speichert Wasser ein und schützt die Wurzelschutzbahn vor Beschädigungen. Auf das Schutz- und Speichervlies wird eine Drainage- & Speicherbahn verlegt. Diese leitet überschüssiges Wasser ab und speichert den Rest ab. Damit keine Nullanteile aus der Substratschicht in die Drainage gespült werden, wird ein Filtervlies über die Drainage verlegt. Teilweise sind die Drainagebahn und das Filtervlies zusammen verarbeitet, wodurch man sich eine Schicht spart. Die Substratschicht bietet den Pflanzen Halt und liefert die Nährstoffe für die Pflanze. Als letztes erfolgt die Vegetationsschicht, welche das Dach optisch aufwertet, Sauerstoff produziert, Kohlenstoffdioxid reduziert und neuen Lebensraum schafft. Bei einer Begrünung eines Schrägdaches sind noch Schubsicherungssysteme anzubringen.
Bei einer beispielhaften Begrünung eines Schrägdaches haben wir die Baustelle ausgemessen, die Materialien berechnet und das Dach abgefegt. Die erste Folie die wir verlegt haben war eine Trenn- und Gleitfolie TGF 20 von der Firma ZinCo. Anschließend haben wir die Wurzelschutzbahn WSB 100-PO auf unser Dach zugeschnitten und mit einer Überlappung von 7 cm und einer Schweißnaht von 3 cm verschweißt. Als Schutz- und Speichervlies haben wir das OptiGrün RMS 600 verlegt und anschließend die Entwässerungsrinne gesetzt. Für den Brand- und Sogschutz muss jede Dachbegrünung entweder mit einem Kiesstreifen umrandet oder ein Plattenstreifen gelegt werden. Da wir auf dem Schrägdach keine Platen verlegen können, haben wir einen 20 cm breiten Kiesstreifen aus 32/X Kies zwischen Dachkante und den OptiGrün ZPA Kiesfangleisten aus Aluminium, aufgefüllt. Auf dem restlichen Dach haben wir das Schutz-, Speicher- und Entwässerungsvlies SSV 800 eingebaut, welches ebenso die Funktion des Filtervlieses übernimmt. Da unser Schrägdach eine Neigung von 29° hatte, mussten wir das Substrat vor dem Abrutschen sichern. Benutzt haben wir das Schubsicherungssystem N (Netz). Das Netz ist hochreißfest, verrottungsbeständig und dient der Aufnahme von Zugkräften aus den Schubschwellen. Die Schwelen müssen bei 25-35° einen Abstand von 0,33 m angebracht werden. Danach haben wir das Dach mit der Systemerde „Steinrosenflur“ der Firma ZinCo befüllt und planiert. Geeignete Pflanzen für ein extensives Schrägdach sind vor allem Sedum Arten und Sorten, Sempervivum, Allium und Lavandula.
Nach der Fertigstellung des Gewerks wird, nach Absprache mit dem Kunden aus der Fertigstellungspflege in die entwicklungspflege übergegangen