WorldSkills Abu Dhabi 2017: Das Landschaftsgärtner WM-Team aus Bayern macht sich fit für die Berufsweltmeisterschaft.
Anfang Oktober 2017 fliegen die Landschaftsgärtner Vitus Pirschlinger (l.) und Michael Schmidt vom Ausbildungsbetrieb Gaissmaier in Freising nach Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate), um sich dort bei den WorldSkills, der Berufe-WM, mit der Weltspitze zu messen. Vier Trainingswochen sind zur Vorbereitung auf den Wettbewerb an der Überbetrieblichen Ausbildungsstätte DEULA Bayern geplant. Vom 15. bis 18. Oktober 2017, den vier Wettbewerbstagen, sind dann volle Konzentration, Nervenstärke, perfektes Zeitmanagement und Zusammenspiel sowie höchste fachliche Präzision gefordert.
Ab in die Wüste
Abu Dhabi ist Austragungsort der 44. WorldSkills. Insgesamt treten 76 Länder in 51 Berufen (Skills) an. Die Eröffnungsfeierlichkeiten finden in der bekannten Ferrari World statt. Das ADNEC (Abu Dhabi National Exhibition Centre) ist Austragungsort der Wettbewerbe und eines der größten Ausstellungszentren des Mittleren Ostens mit einer eigenen Anlegestelle für große Schiffe. Rund 100.000 Besucher werden zu den Wettbewerben erwartet, darunter wieder jede Menge Schüler und Schülerinnen, verbunden mit der Idee, das Bewusstsein für die berufliche Ausbildung in diesem arabischen Land zu steigern. Das Team Germany steigt dieses Jahr mit 42 Frauen und Männern in 37 Einzel- und Teamwettbewerben sowie einem Demonstrationsskill gegen die Besten der Welt in den Ring. Unter dem Motto „Wir rocken die Wüste!", traf sich die deutsche Mannschaft Anfang April in Erfurt und Ende Juli in Esslingen. Organisatorisches, Technisches, ein Medientraining und intensives Mentalcoaching standen hier neben dem gegenseitigen Kennenlernen auf dem Programm – bevor Team Germany am 11. Oktober gemeinsam in die Wüste abreist.
Die große Unbekannte: die Wettbewerbsaufgabe
Dieses Jahr gibt es einige Neuerungen im Wettbewerb-Reglement der Landschaftsgärtner: Drei unabhängige Personen entwerfen die Wettbewerbsaufgabe und das bislang immer bekannte Testobjekt fällt zum ersten Mal weg. „Die wichtigen Entscheidungen trifft zudem nicht mehr der Chefexperte allein, sondern ein sogenanntes Management-Team“, berichtet Experte und internationaler Juror Johannes Gaugel (im Interview, Mitte), GaLaBau-Unternehmer aus Heuchlingen und im Jahr 2011 Baden-Württembergischer Meister. Kamelia Bin Zaal, Landschaftsarchitektin in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist an der Planung des Wettbewerbsgartens beteiligt. Ihre Firma heißt Second Nature und eines ihrer Vorzeigeprojekte sind die Außenanlagen von Al Barari – eine Art Wüstenoase mit Luxusvillen und Luxusappartements inklusive Blick auf die spektakuläre Skyline von Dubai. Nachdem die Wettbewerbsaufgabe der Landschaftsgärtner dieses Jahr nicht vorab veröffentlicht wird, rücken die Planungen und Ideen von Kamelia Bin Zaal unter Umständen in den Focus der teilnehmenden Teams und ihrer Experten. Weiteren Aufschluss über das, was eventuell auf die Wettbewerbsteilnehmer zukommt, gibt laut Gaugel die Liste der Werkzeuge, die benötigt werden. Ergänzende Einblicke birgt die Materialliste, die noch vorab im Juroren-Forum bekannt gegeben wird. „Im Forum wird viel über diese Neuerung diskutiert, jedoch sind bislang einfach keine weiteren Fakten bekannt. Auch die Dimension der Werkzeugbox ist in diesem Jahr nicht festgelegt, was uns entsprechende Freiheiten ließ“, erklärt Gaugel. Diese Kiste „schwimmt" bereits seit 24. Juli Richtung Wüste. Trainiert wird das bayerische Team von Christoph Maurits, Vizeweltmeister 2008 in Japan/Shizuoka und erfahrener Ausbilder. „Wir werden uns an den vorangegangenen Wettbewerbsaufgaben orientieren und ich hoffe, dass bis zur ersten Trainingswoche Anfang August zumindest die Materialien veröffentlicht sind, damit wir diese in der Bearbeitung testen können“, erläutert Maurits, der extrem viel Wert auf ein zielgerichtetes und exaktes Zeitmanagement legt. Nach wie vor haben die Teams 22 Stunden für den Bau der Wettbewerbsaufgabe. „Das modulare Bewertungssystem mit 50 Prozent subjektiven und 50 Prozent objektiven Kriterien (Vermessungspunkte) bleibt erhalten, was bedeutet, dass jeden Abend entsprechende Gartenmodule gewertet werden“, so Gaugel.
Unser Team – nervenstark und gut aufgestellt
Mental fühlen sich Vitus Pirschlinger (21 Jahre, l.) und Michael Schmidt (20 Jahre) fit. Schließlich haben die beiden in dieser Konstellation schon zwei Mal den bayerischen Landestitel und einmal die Deutschen Meisterschaften im Garten- und Landschaftsbau gewonnen. Inzwischen können Pirschlinger und Schmidt mit Stress und Zeitdruck umgehen. Zudem wissen sie um ihre guten handwerklichen Fähigkeiten, denen Christoph Maurits noch den einen oder anderen wertvollen Kniff, Trick oder Tipp hinzufügen wird. „Durch die Übungswochen bekommen wir mehr Routine, das gibt Sicherheit und wir lernen mit dem Zeitlimit umzugehen“, hoffen beide. Das Medientraining in Erfurt beim ersten Teamtreffen fanden beide richtig spannend. „Blickkontakt zur Kamera halten und schön langsam sprechen, also aus unserer Sicht noch langsamer als langsam, das waren für uns wichtige Hinweise“, freuen sich die zwei Bayern. „Dadurch, dass die Wettbewerbsaufgabe nicht bekannt ist, finden wir, dass es dieses Mal ein echter Wettkampf ist, weil Trainieren alleine hier nicht weiterhilft, sondern vor allem Köpfchen, ein breites Fachwissen und Flexibilität gefragt sind. Kein Team kann etwas Einstudiertes abliefern, das kommt uns entgegen“, darin sind sich Pirschlinger und Schmidt einig. Immer mal wieder werden sie von Freunden und Bekannten auf die bevorstehenden Weltmeisterschaften angesprochen, aber irgendwie ist das Ganze noch recht weit weg für beide. „Mit der ersten Trainingswoche Anfang August wird sich das allerdings ändern“, da sind sich die Jungs sicher. Die Eltern, ehemaliger Juror und Ausbilder Martin Gaissmaier sowie seine beiden Brüder Friedhold und Josef Gaissmaier werden als mitfiebernde Fans vor Ort sein. Und im Gepäck, zumindest bei Vitus und Michael, sind auf jeden Fall die Lederhosen. Mit schweißtreibenden Temperaturen bis 40 Grad Celsius im Tagesmittel muss in Abu Dhabi auch noch im Oktober gerechnet werden. Die insgesamt zur Verfügung stehende Fläche wird laut Gaugel kleiner als in São Paulo sein, so dass es wohl recht eng rund um die Gartenflächen im Zelt wird. Mit Deutschland haben sich 24 Nationen, so viele wie noch nie, für diesen Skill angemeldet. Neu dabei sind in diesem Jahr Neuseeland, China und Kolumbien.
Fans fast live dabei
Die aktuelle Berichterstattung aus Abu Dhabi beginnt spätestens am 14. Oktober, dem Abend der Eröffnungsfeierlichkeiten. Ab dann werden die Fans täglich über den Fortschritt der Baustelle per Bild, Videos und kurzer Kommentare bis zur Preisverleihung über die Facebook-Seite der Landschaftsgärtner (www.facebook.com/dielandschaftsgaertner) auf dem Laufenden gehalten. Aktuelle Fotos vom Team und der Baustelle inklusive informativer Texte werden so zur spannenden Lektüre im Netz und lassen teilhaben an der Anspannung und Anstrengung des Teams. Im Tagesverlauf lohnt sich deshalb immer mal wieder ein Blick auf Facebook. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind unserer Mitteleuropäischen Zeit zwei Stunden voraus. Die genauen Wettbewerbszeiten sind noch nicht bekannt, doch erfahrungsgemäß wird jeden Tag gegen 9.00 Uhr gestartet. Somit lohnt sich auf jeden Fall ein erster Blick auf Facebook in der Mittagspause. Mehr Informationen zu den WorldSkills 2017 unter: www.worldskillsabudhabi2017.com.