Das Erkennen und Benennen von Pflanzen ist für Gärtner essenziell – doch viele Auszubildende tun sich schwer damit. In meinem Ausbildungsbetrieb haben wir ein spannendes Projekt gestartet, um Pflanzenkunde lebendig und praxisnah zu lernen: Ein selbst geplantes und bepflanztes Staudenbeet. Vom Minibaggerfahren bis zum Spielen von Memory mit Pflanzentafeln – hier erfährst du, wie wir das Projekt umgesetzt haben und warum es uns das Lernen so viel leichter macht!
Obwohl die Pflanze für uns Gärtner ein zentrales Element des Berufs ist, tun sich viele Auszubildende bis zuletzt schwer damit, das „Grünzeug“ auseinanderzuhalten, zu erkennen und zu benennen. Dies führt aktuell sogar so weit, dass Bestrebungen im Raum stehen, die Pflanzenkunde als Sperrfach in der Abschlussprüfung zu deklarieren – sprich, man muss hier mindestens eine 4 erreichen, um zu bestehen. Zugegebenermaßen ist es keine Kleinigkeit, sich mehrere Hundert Pflanzenarten einzuprägen. Kein Wunder, dass die Profi-Prokrastinierer unter den Auszubildenden in den letzten Wochen vor der Prüfung regelmäßig ins Schwitzen geraten und sich selbst verfluchen.
Um diesem Dilemma vorzubeugen, hatten die Ausbilder in meinem Ausbildungsbetrieb eine ziemlich coole Idee: Wir Azubis bekamen die Aufgabe, ein Staudenbeet selbst zu planen, anzulegen, zu bepflanzen und zu beschriften.
Die Bauphase
Der erste Schritt bestand darin, die Grasnarbe auf dem Feld hinter unserem Bauplatz abzuziehen. Wenn man noch nie ernsthaft auf einem Minibagger gesessen hat, kann das gerne mal einen halben Tag dauern – und im Zeitraffer für ziemlich witzige Szenen sorgen.
Danach legten wir eine Umrandung aus Betonplatten auf einer Pflastersplitt-Bettung an und zogen einen Wildzaun, um das Beet vor hungrigen Rehen zu schützen. In je eine Ecke des Beets füllten wir Kies, Oberboden, Rindenhumus und Komposterde, um die unterschiedlichen Lebensbereiche für die Pflanzen abzubilden.
Die Pflanzen kommen
Bewaffnet mit Pflanzhacken setzten wir etwa 200 Stauden, meist in Gruppen von drei Sorten derselben Art. Die Zuordnung zu den jeweiligen Lebensbereichen überließ man dann aber doch lieber unserem Ausbilder. Die Wasser- und Uferpflanzen erhielten jeweils einen großen Bottich mit Teichsubstrat, Kies und – natürlich – Wasser. Besonders durstige Stauden bekamen zusätzlich Bentonit, eine Tonmineralerde mit hoher Wasseraufnahmefähigkeit, ins Pflanzloch.
Auch der Zaun sollte kein langweiliges Gitter bleiben: Wir bepflanzten ihn mit fleißig rankenden Clematis und Weinreben. Zu guter Letzt durften wir noch ein Spalier für Himbeeren bauen und bepflanzen. Zum Naschen gab es da aber leider noch nichts – wir hoffen auf den nächsten Sommer!
Bis dahin müssen wir wohl noch den ein oder anderen Feldahorn (Acer campestre) in unser Beet setzen, um den Lebensbereich Gehölzrand wirklich schattig zu gestalten.
Nach der Arbeit …
… kommt das Vergnügen. Fast. Natürlich müssen wir die Pflanzen trotzdem lernen. Aber mit so einem praktischen Beet geht das deutlich leichter von der Hand. Außerdem können wir die Entwicklung der Pflanzen über den Jahresverlauf hinweg beobachten! Spielerisches Lernen macht einfach mehr Spaß: Die Tafeln mit den botanischen und deutschen Namen vor jeder Staude eignen sich super für Memory oder eine Rallye.
Eure Natalie.